Note / Hinweis

Diese Seite ist nicht für Mobilgeräte optimiert. / This page is not optimised for mobile devices.

Spieldauer / Duration: 11:40

english below

Jetzt sitze ich hier und habe keinen Bock. Eigentlich habe ich überhaupt keinen Bock mehr auf den ganzen Kunstscheiss. Eigentlich hatte ich gehofft, dass die Theresa1 den Termin vergisst. Oder mittlerweile geschnallt hat, was für ein langweiliger Idiot ich bin und mich stillschweigend übergeht. Hätte ich ja gut gefunden. Hat sie aber nicht. Und dann war es zu spät, um noch abzusagen. Also sitz ich jetzt hier und soll Kunst zeigen. Dabei bin ich gar kein Künstler und möchte auch gar keiner sein. Weil dann müsste ich ja jetzt was über meine Kunst erzählen. Will ich aber nicht, tue ich nicht. Ich bin nur ein neurotischer Kleinbürger mit Angst vor dem Leben und Angst vor der Welt, der es geschafft hat sich in 57 Jahren komplett runterzuwirtschaften. Vom Kleinbürgertum mit Aufstiegsambitionen zum Subproletariat. Einer von denen, die überflüssig sind. Das zu schaffen ist keine große Kunst, das können auch andere. 

Da unten ist dann nicht mehr viel. Eigentlich ist da unten gar nichts. Nur die Masse der anderen Hoffnungslosen und Unsichtbaren. So unsichtbar, dass wir uns selbst noch nicht einmal morgens im Badezimmerspiegel sehen. Nur ein verwaschener Fleck, der beim Zähneputzen kurz erscheint und wieder verschwindet.

Es ist heutzutage ja schwer schick geworden depressiv zu sein, wenn man erfolgreich ist. Irgendwie sind alle ja irgendwie depressiv. Zumindest ab und zu. Und dann schreibt man ein Buch darüber. Oder, wenn man zu depressiv oder einfach zu dumm ist eines zu schreiben, lässt man sich eines schreiben. Was ganz klar den Vorteil hat, dass man dann jemanden zutexten kann mit seinem ganzen Scheiss, der einem von Berufs wegen zuhören muss. Kriegt ja Geld dafür das alles aufzuschreiben, soll sich mal nicht beschweren. Und natürlich ist die eigene Depression immer was ganz besonderers, weil man trotzdem ja super erfolgreich ist. Zumindest so C-erfolgreich mit Followern auf Twitter, TikTok und YouTube und so und einer Talk-Show in einem Spartenkanal im Fernsehen. Die eigene Depression ist durch den Erfolg quasi geadelt. Da sieht die Welt dann doch sofort, dass man kein Jammerlappen, keiner von den ganzen Überflüssigen und Unsichtbaren ist. Weil man hat das ja alles trotzdem geschafft, also trotz Depression und dem ganzen billigen Rotz, den man sich durch die Nase gezogen oder in den Rachen gekippt hat. Und ein Buch hat man auch noch darüber geschrieben – wow! Mehr geht doch echt nicht, oder? Depression als das neue Bootcamp der Selbstoptimierung.

Von den ganzen Heldenreisen depressiver C-Promis hin zu einem besseren, rundum optimierten Selbst, kann sich Thomas, Anfang 50, seit Jahren auf Hartz-IV und schwer depressiv, einen feuchten Scheissdreck kaufen. Sag nicht nur ich, sagt er auch selber. Thomas ist so etwas wie ein Nerd der ersten Stunde. Amiga, Atari, Commodore, irgendwo hat er sogar noch eine Pong-Konsole im Keller stehen. Thomas stammt aus einer Arbeiterfamilie. Sein Vater war irgendwas, ich weiß nicht mehr was, in einem mittelständischen Betrieb, seine Mutter hatte einen Mini-Job als Verkäuferin in einer Bäckerei. Schon als Kind spielte er lieber zuhause mit seiner Modelleisenbahn und seinem Fischer-Technik-Baukasten, als draußen mit den anderen Jungs auf Bäume zu klettern. Er war lieber für sich. Thomas, so hat er mir erzählt, kam schon in der Grundschule mit dem Konkurrenzdenken der anderen nicht zurecht. Es war ihm suspekt. Auch dass man als Junge irgendwann lernen sollen muss seine Ellbogen zu gebrauchen, war ihm nicht einleuchtend. Ein typischer Eckensteher und Außenseiter halt, wie wir sie alle aus unserer eigenen Schulzeit kennen, wie wir sie alle heimlich verachtet haben. Und er auch  war kein Kind, das andere für sich einnahm, dem Erwachsene wohwollend durch die Haaare wuschelten. Einmal erzählte er mir, dass seine Verwandten  - Tanten, Onkel, Großeltern – ihm immer wieder ihre Verachtung hätten spüren lassen, wie er schon als Kind gemerkt hätte, dass er ihre Erwartungen an ihn nicht erfüllte. Für einen kurzen Moment konnte ich seinen ganzen Schmerz in seinem Gesicht ablesen. 

Nach der Schule machte Thomas in einem kleinen Betrieb eine Ausbildung zum Radio- und Fernsehtechniker. Das gefiel ihm. Er frickelte gerne rum und der Beruf kam seinem Interesse an allem Technischen entgegen. Vom gesparten Lehrlingsgeld kaufte er sich seinen ersten Heim-Computer. Einen Commodore C64. Es war für ihn die Möglichkeit nach Feierabend abtauchen zu können in eine Welt frei von den täglichen Zumutungen, die die Welt draußen für ihn darstellte. Thomas wurde leidenschaftlicher Gamer. 

Nach der erfolgreich absolvierten Ausbildung wurde Thomas sogar von dem kleinem Betrieb übernommen. Alles hätte gut werden können. Thomas hatte so etwas wie eine perfekte Work-Life-Balance für sich gefunden. Tagsüber die Arbeit, die ihm lag, abends und nachts und am Wochenende zocken. Erst für sich am C64, später dann am PC und zusammen mit anderen auf selbstorganisierten LAN-Parties. Er hatte eine Welt gefunden, in der er sich zurecht fand. Lauter junge Männer, die so waren wie er. Außenseiter und Eckensteher ohne Freundinnen. Aber das war okay so für alle. Doch dann musste sein Chef aus gesundheitlichen Gründen die kleine Firma schließen. Die Geschäfte waren seit geraumer Zeit auch nicht mehr so gut gelaufen. Moderne Fernseher schmiss man weg, wenn sie kaputt waren, man reparierte sie nicht mehr.  Die guten Jahre waren für Thomas damit vorbei. Doch das wusste er zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Wie es dann dazu kam, dass Thomas noch sein Fach-Abi nachholte und ein Studium der Elektrotechnik begann, weiß er heute selber nicht mehr so genau. Vielleicht, so sagte er mal zu mir, hätte er einen Moment lang gedacht, dass doch alles mit ihm in Ordnung sei, er es schaffen könnte ein ganz normales Leben zu führen. Dabei wäre das grundlegende Gefühl von Traurigkeit immer da gewesen. So lange er denken kann. Also auch damals schon.

Das Studium gab Thomas nach zwei oder drei Semestern wieder auf. Wie schon in der Schule kam er mit dem Konkurrenzdenken der anderen nicht zurecht und der Habitus und die Lebenseinstellungen seiner fast ausnahmslos aus bürgerlichen Verhältnissen stammenden Kommilitonen waren ihm, dem Arbeiterkind und Nerd, so fremd wie die Rückseite des Mondes. Der einzige Mitstudent seines Jahrgangs, der wie er aus so genannten „kleinen Verhältnissen“ stammte, hätte noch vor ihm die Segel gestrichen. 

Für Thomas, im Studium gescheitert und arbeitslos, begann nun eine andere Zeit. Ein langsamer, aber kontinuierlich verlaufender Abstieg nach ganz unten. Auf zeitlich befristeten Jobs in seinem alten Beruf, der langsam aber sicher verschwand, folgten Jobs in der modernen Sklaverei namens Zeitarbeit. Immer auf Abruf, mal hier, mal dort, oft stundenlange Anfahrten zu den jeweiligen Einsatzorten, misstrauisch beäugt, wenn nicht sogar offen angefeindet von den Stambelegschaften vor Ort und in ständiger Angst von heute auf morgen gefeuert zu werden. Zum Schluss hätte er sich bei Nokia in Bochum am Band wieder gefunden. Sein Job: Ladeschalen von Handys in die dafür vorgesehene Aussparung des Inlets der Verpackung zu legen. 8 Stunden täglich im Schichtbetrieb. Irgendwann wäre ihm halt alles egal gewesen und dann wären ja auch kurz hintereinander seine Eltern beide schwer erkrankt.

Im Abstand von zwei Jahren sind Thomas Eltern an ihren jeweiligen Krankheiten gestorben. Der Vater an COPD, die Mutter an Krebs. Bei beiden ein furchtbares, elendes und langgezogenes Sterben. Thomas hat sich bis zu ihrem Tod um sie gekümmert. 

Und dann kam das, was er „den Knacks“ nennt. Nichts ging mehr. Mitunter hätte er tagelang im Sessel gesessen und wäre unfähig gewesen auch nur aufzustehen. Manchmal hätte er geweint, ohne es überhaupt zu merken. Er hätte keine genaue Erinnerung mehr an diese Zeit. Klar, zwischendurch müsse er aufgestanden sein, nach draußen, einkaufen und so was. Irgendwie hätte er auch noch die elterliche Wohnung aufgelöst, die Beerdigungen organisiert, aber sonst: schwarzer Nebel. In irgendeinem Moment hat er es trotz allem geschafft sich aufzuraffen und einen Psychologen aufzusuchen. Weil irgendwie musste es ja weitergehen und so ging es nicht weiter. Und er hatte Glück. Er kam an den richtigen. Was im Ruhrgebiet alles andere als selbstverständlich ist. Hier gibt es noch genug von der Sorte, die meinen, dass man sich nur zusammenreißen muss. Oder sich vor Arbeit drücken will. Und er hatte doppeltes Glück, weil er umgehend einen ambulanten Therapieplatz bekam. Auch das alles andere als selbstverständlich.

---

Thomas ist nur einer von den „Unsichtbaren“, die ich in den letzten Jahren im „System Hartz-IV“ kennengelernt habe. In einer dieser unsäglichen und sinnlosen Maßnahmen, in die „Hartzer“ von den Jobcentern gepresst werden. Offiziell zur Re-Integration in den Arbeitsmarkt, doch de-facto entweder aus purem Sadismus gegenüber den Schwachen oder um die Statistik ein wenig aufzuhübschen. Menschen, die keiner mehr fragt, wie es ihnen geht. Weil niemand ihre Antwort darauf hören will. Menschen, die sich oft selber lieber nicht mehr fragen, wie es ihnen eigentlich wirklich geht, weil eine ehrliche Antwort sie zerreissen würde. 

Sie machen weiter, einfach so. Tag aus, Tag ein. Ohne Perspektive auf irgendeine Verbesserung ihrer Situation. Von Thomas kann ich berichten, weil wir uns in einer dieser furchtbaren Maßnahmen ein wenig angefreundet haben. Da waren gemeinsame Interessen und ich merkte schnell, dass er ein sowohl intelligenter als emphatischer Mensch mit feinem Sinnen für seine Umgebung ist. Alle zwei Wochen treffen wir uns seitdem auf einen Kaffee bei Backwerk und gehen dann zusammen spazieren. Oft stundenlang. Wir reden über dies und das. Über das fucking Jobcenter, die alltägliche Entwertung, für die man mit der Zeit ein untrügliches Gespür entwickelt, den Krieg in der Ukraine, die Welt da draußen und überhaupt. Manchmal finde ich seinen harschen Pessimismus anstrengend. Manchmal finde ich es schade, dass er die Menschheit offensichtlich aufgegeben hat. Aber dann sehe ich auch immer wieder, dass es für ihn nicht anders geht, dass er nur so überhaupt noch weitermachen kann. Ohne Ziel von einem Tag zum nächsten. Als Depressiver weiß er, dass Hoffnung ein Luxus ist, den man sich besser nicht leisten sollte. 

Andere, denen ich begegnet bin, sind auch für mich dann wieder in ihre Unsichtbarkeit verschwunden. Aber ein paar möchste ich trotzdem erwähnen. Wie Daniela, die regelmäßig von ihrem Partner verprügelt wurde. Schläge in den Bauch und auf die Nieren, so dass man es nicht sieht. Oder Sabine, deren größter Traum es war einmal Disneyland in Paris zu besuchen, die aber so adipös war, dass sie es kaum aus ihrer Wohnung schaffte. Neulich erzählte mir Thomas, dass sie kurz nach der Maßnahme, in der wir uns kennengelernt haben, allein in ihrer Wohnung an akuten Nierenversagen gestorben ist. Es dauerte zwei Wochen bis ihr Tod den Nachbarn auffiel. Und dann war da noch Klaus, der Nazi, der allen erzählte, dass er beinahe ein berühmter Fußballer geworden wäre, wenn da nicht der Kreuzbandriss gewesen wäre. Ein totales Arschloch, das mich am liebsten umgebracht hätte, und eine total arme Sau zugleich. 

Sie machen weiter, einfach so und unsichtbar. Das Leben rollt über sie hinweg und fragt nicht groß, wie es ihnen damit geht. Sie sind traurig, verzweifelt, müde, erschöpft, oftmals schwer depressiv und haben keine Möglichkeit sich vor der Welt da draußen zu schützen. Alles prasselt ungefiltert auf sie ein. Sie können auch keine Bücher schreiben, weil wen interessiert schon die Geschichte von Klaus, dem depressiven Nazi oder der adipösen Sabine, die es in ihrem Leben noch nicht einmal nach Disneyland Paris geschafft hat. Dafür gibt es einfach keinen Markt.

--

Wir alle machen weiter, weil was sollten wir auch sonst machen. Du und du und du und du… Wir alle machen weiter, but: 

How are you? 

Wie geht es dir?   
Gut?   
Alles okay?   
Muss ja?   
Oder?

Wie geht es dir?   
Abends?   
Wenn du allein in deinem Bett liegst?   
Bist du müde?   
Oder einfach nur erschöpft?   
Von diesem Tag?   
Deiner Arbeit?   
Deinen Sorgen?

Wie geht es dir?   
Nachts?   
Allein in deinem Bett?   
Wenn der Schlaf nicht kommt?   
Was lässt dich dann nicht schlafen?   
Welche Gedanken kreisen dann in deinem Kopf?   
Welche Sorgen?

Wovor hast du Angst?

Wie geht es dir eigentlich wirklich?


Now I'm sitting here and I don't feel like it. Actually, I'm not in the mood for all this art crap any more. Actually, I had hoped that Theresa1 would forget the appointment. Or has realised by now what a boring idiot I am and silently passes me over. I would have liked that. But she didn't. And then it was too late to cancel. So now I'm sitting here and I'm supposed to show art. But I'm not an artist and I don't want to be one. Because then I would have to tell something about my art. But I don't want to, I don't. I'm just a neurotic petit bourgeois with a fear of life and a fear of the world who has managed to completely run himself into the ground in 57 years. From petty bourgeoisie with aspirations of advancement to sub-proletariat. One of those who are superfluous. It's no great feat to manage that, others can do it too.

There's not much left down there. Actually, there is nothing down there at all. Just the mass of other hopeless and invisible people. So invisible that we don't even see ourselves in the bathroom mirror in the morning. Just a washed-out stain that appears briefly when we brush our teeth and disappears again.

Nowadays it has become chic to be depressed if you are successful. Somehow everyone is depressed. At least from time to time. And then you write a book about it. Or, if you're too depressed or just too stupid to write one, you have one written. Which clearly has the advantage that you can then text someone with all your shit who has to listen to you by profession. You get paid for writing it all down, so don't complain. And of course one's own depression is always something very special, because one is nevertheless super successful. At least C-successful with followers on Twitter, TikTok and YouTube and so on and a talk show on a special interest channel on TV. One's own depression is more or less ennobled by success. The world immediately sees that you're not a whiner, not one of the superfluous and invisible. Because you've done it all anyway, despite depression and all the cheap snot you've shoved up your nose or down your throat. And you even wrote a book about it - wow! That's about as good as it gets, isn't it? Depression as the new boot camp of self-optimisation.

Thomas, in his early 50s, on Hartz IV for years and severely depressed, can't buy a damn thing from all the heroic journeys of depressed C-list celebrities to a better, all-round optimised self. That's not just what I say, he says so himself. Thomas is something of a nerd from the very beginning. Amiga, Atari, Commodore, somewhere he even has a Pong console in the cellar. Thomas comes from a working-class family. His father was something, I can't remember what, in a medium-sized company, his mother had a mini-job as a saleswoman in a bakery. Even as a child, he preferred to play at home with his model railway and his Fischer technology construction set, rather than climbing trees outside with the other boys. He preferred to keep to himself. Thomas, he told me, couldn't cope with the competitiveness of the others even in primary school. It was suspicious to him. He also didn't understand that as a boy you have to learn to use your elbows at some point. A typical corner-cutter and outsider, as we all know them from our own school days, as we all secretly despised them. And he was also not a child who won others over, who had grown-ups waving their hair in a benevolent manner. Once he told me that his relatives - aunts, uncles, grandparents - had always made him feel their contempt, how even as a child he had noticed that he did not meet their expectations of him. For a brief moment I could read all his pain in his face.

After school, Thomas did an apprenticeship as a radio and television technician in a small company. He liked that. He liked to tinker around and the job suited his interest in everything technical. From the money he saved as an apprentice, he bought his first home computer. A Commodore C64. For him, it was the possibility to dive into a world free of the daily impositions that the outside world represented for him after work. Thomas became a passionate gamer.

After successfully completing his training, Thomas was even taken on by the small company. Everything could have turned out well. Thomas had found something like a perfect work-life balance for himself. During the day, he did the work he liked, in the evenings and at night and at weekends, he gambled. First for himself on the C64, then later on the PC and together with others at self-organised LAN parties. He had found a world in which he found his way. All young men who were like him. Outsiders and cornermen without girlfriends. But that was okay for everyone. But then his boss had to close the small company for health reasons. Business had not been so good for some time. Modern televisions were thrown away when they were broken, they were no longer repaired.  The good years were over for Thomas. But he didn't know that at the time.

How it came about that Thomas went on to catch up on his A-levels and began studying electrical engineering, he doesn't really know himself today. Perhaps, he once said to me, he thought for a moment that everything was all right with him, that he could manage to lead a completely normal life. But the basic feeling of sadness would always have been there. For as long as he could remember. Even back then.

Thomas gave up his studies after two or three semesters. As at school, he couldn't cope with the competitive attitude of the others and the habitus and attitudes to life of his fellow students, almost all of whom came from middle-class backgrounds, were as foreign to him, the working-class kid and nerd, as the far side of the moon. The only fellow student in his year who, like him, came from a so-called "small background" would have dropped out before he did.

For Thomas, who had failed in his studies and was unemployed, a different time now began. A slow but steady descent to the bottom. Temporary jobs in his old profession, which slowly but surely disappeared, were followed by jobs in the modern slavery called temporary work. Always on call, sometimes here, sometimes there, often hours of travelling to the respective places of work, eyed suspiciously, if not openly hostile by the permanent staff on site and in constant fear of being fired from one day to the next. In the end, he would have found himself on the assembly line at Nokia in Bochum. His job: to place mobile phone chargers in the recesses provided in the inlets of the packaging. 8 hours a day in shifts. At some point he wouldn't have cared about anything and then his parents would have both fallen seriously ill in quick succession.

Within two years of each other, Thomas' parents died of their respective illnesses. His father died of COPD, his mother of cancer. Both had a terrible, miserable and protracted death. Thomas took care of them until they died.

And then came what he calls "the crack". Nothing worked any more. Sometimes he would have sat in an armchair for days, unable even to get up. Sometimes he would cry without even noticing it. He had no exact memory of that time. Sure, he must have got up in between, gone outside, shopping and so on. Somehow he would also have broken up his parents' flat, organised the funerals, but otherwise: black fog. At some moment, despite everything, he managed to pull himself together and see a psychologist. Because somehow it had to go on, and it couldn't go on like that. And he was lucky. He found the right one. Which is anything but a matter of course in the Ruhr region. There are still enough of them here who think you just have to pull yourself together. Or try to avoid work. And he was doubly lucky because he immediately got an outpatient therapy place. That, too, is anything but a matter of course.

Thomas is just one of the "invisible" people I have met in the "Hartz-IV system" over the last few years. In one of these unspeakable and senseless measures into which "Hartzers" are pressed by the job centres. Officially for re-integration into the labour market, but de facto either out of pure sadism towards the weak or to make the statistics a little more attractive. People who no longer ask how they are. Because no one wants to hear their answer. People who often prefer not to ask themselves how they are really doing, because an honest answer would tear them apart.

They go on, just like that. Day in, day out. Without any prospect of any improvement in their situation. I can tell you about Thomas because we became friends a little during one of these terrible measures. There were common interests and I quickly realised that he is both an intelligent and emphatic person with a fine sense for his surroundings. Since then, we meet every fortnight for a coffee at Backwerk and then go for a walk together. Often for hours. We talk about this and that. About the fucking job centre, the everyday devaluation for which one develops an unmistakable sense over time, the war in Ukraine, the world outside and generally. Sometimes I find his harsh pessimism exhausting. Sometimes I find it a pity that he has obviously given up on humanity. But then I also see again and again that there is no other way for him, that this is the only way he can continue at all. Without a goal from one day to the next. As a depressive, he knows that hope is a luxury one had better not afford.

Others I have met have then disappeared again into their invisibility for me too. But I would still like to mention a few. Like Daniela, who was regularly beaten up by her partner. Beatings in the stomach and on the kidneys, so that you can't see it. Or Sabine, whose biggest dream was to visit Disneyland in Paris one day, but who was so obese that she could hardly make it out of her flat. The other day Thomas told me that she died of acute kidney failure alone in her flat shortly after the measure in which we met. It took two weeks for her death to be noticed by the neighbours. And then there was Klaus, the Nazi, who told everyone that he had almost become a famous footballer if it hadn't been for the torn cruciate ligament. A total asshole who would have loved to kill me and a total poor sod at the same time.

They carry on, just like that and invisible. Life rolls over them and doesn't ask much how they are doing with it. They are sad, desperate, tired, exhausted, often severely depressed and have no way to protect themselves from the world outside. Everything comes crashing down on them unfiltered. They can't write books either, because who cares about the story of Klaus, the depressive Nazi, or the obese Sabine, who never even made it to Disneyland Paris in her life. There is simply no market for that.

We all carry on, because what else should we do. You and you and you and you... We all keep going, but:

How are you?

How are you?   
Are you all right?   
Is everything okay?   
Everything must be okay?
Or?

How are you?   
In the evening?   
When you're alone in your bed?   
Are you tired?   
Or just exhausted?   
From this day?   
Your work?   
Your worries?

How do you feel?   
At night?   
Alone in your bed?   
When sleep doesn't come?   
What is it that keeps you awake?   
What thoughts are circling in your head?   
What worries?

What are you afraid of?

How are you really feeling?


1Theresa ist die Betreiberin von / Theresa is the owner of fl~w

Auszug aus der kleinen Lesung. Video: Evamaria Schaller (Thank you!)

Video öffnen